Wie Präsenz Kultur prägt – wenn Selbstführung ansteckend wird
Viele Führungskräfte suchen nach Struktur, um Stabilität zu schaffen. Sie planen, priorisieren, organisieren – und hoffen, dass daraus Ruhe entsteht, doch Struktur ersetzt keine innere Stabilität und Ruhe ist kein To-do, sondern ein Zustand. Deshalb beginnt Führung im Nervensystem – nicht im Kalender.
Selbstführung als Nervensystem-Kompetenz
Selbstführung bedeutet, das eigene Nervensystem zu kennen. Zu wissen, wann ich ansprechbar bin – und wann ich nur noch reagiere. Das ist keine theoretische Achtsamkeitsübung, sondern gelebte Führungsintelligenz. Unser Nervensystem entscheidet, ob wir zuhören können oder verteidigen, ob wir Vertrauen ausstrahlen oder Spannung. Und diese innere Qualität überträgt sich: Wir führen nicht nur durch Worte, sondern durch unseren Zustand.
In der Neurobiologie spricht man von Co-Regulation – der unbewussten Abstimmung unserer Nervensysteme miteinander.
Sie geschieht in jeder Begegnung: Ein ruhiger Atem, ein offener Blick, ein präsentes Dasein kann mehr Sicherheit vermitteln als jede PowerPoint-Folie. Führung wirkt dann nicht über Anweisung, sondern über Resonanz.
Präsenz ist ansteckend
Präsenz ist kein „Soft Skill“. Sie ist die Grundlage von Vertrauen und Teamdynamik. Wenn eine Führungskraft innerlich zentriert ist, entsteht im Raum spürbare Sicherheit und in der Folge werden Menschen klarer, offener, kreativer.
Diese Wirkung ist ansteckend. Denn Co-Regulation bedeutet: Wir stimmen uns ständig aufeinander ein. Ein gestresster Körper überträgt Anspannung – ein reguliertes Nervensystem überträgt Ruhe. Deshalb ist emotionale Regulation eine Führungsleistung.
Führung, die auf Präsenz basiert, verändert die Kommunikation im Team und wirkt positiv auf Konflikte. Gespräche verlaufen weniger reaktiv, Entscheidungen werden klarer, und selbst schwierige Themen können mit mehr Leichtigkeit besprochen werden. Das ist keine Magie – es ist Biologie in Aktion.
Kulturveränderung beginnt in Momenten, nicht in Meetings
Viele Organisationen versuchen, Kultur über Programme oder Leitbilder zu verändern. Doch Kultur ist nichts, das man einfach so „einführt“. Wer kennt ihn nicht, denn altbekannten Spruch "Culture eats strategy by breakfast!"?!
Kultur entsteht dadurch, wie Menschen miteinander in Kontakt sind. Und dieser Kontakt wird durch unseren Zustand geprägt. Wenn eine Führungskraft im Meeting mit einem Check-In startet und damit zuerst für einen Moment Stille und des Ankommens sorgt, verändert sich die Energie im Raum. Ein bewusster Atem, ein kurzes Innehalten – und plötzlich ist mehr Präsenz da. Man hört sich wieder gegenseitig. Der Fokus richtet sich neu aus. Solche Momente sind klein, aber sie verändern viel. Denn sie machen erlebbar, dass Veränderung nicht immer laut oder groß sein muss – manchmal beginnt sie einfach nur mit einem Atemzug.
Selbstführung ist kein Selbstzweck
Selbstführung bedeutet nicht, alles allein zu tragen oder perfekt reguliert zu sein. Es geht um die Fähigkeit, sich selbst in der eigenen Lebendigkeit zu halten – gerade dann, wenn es komplex oder fordernd wird. Und genau das schafft die Grundlage für Vertrauen innerhalb von Teams. Denn eine Führungskraft, die sich selbst führen kann, vermittelt Sicherheit – nicht durch Kontrolle, sondern durch Präsenz. Präsenz wiederum prägt Kultur.
Letztlich entsteht Kultur also im Nervensystem – bevor sie in Strategien oder Strukturen sichtbar wird.
Einladung zum Experiment
Beobachte in der kommenden Woche:
Wo kannst du durch Stille mehr führen als durch Worte?
Ich lade dich ein, deine Meetings mit zwei tiefen und bewussten Atemzügen oder einem Moment des Innehaltens zu beginnen. Du musst nicht alle anderen dazu einladen, es reicht, wenn du bei dir bleibst: Wie bist du gerade hier und was ist deine Intention?
Spüre, wie sich deine Energie und Aufmerksamkeit dadurch verändern und beobachte, was das mit den anderen macht. Das ist Führungsarbeit auf einer tieferen Ebene – dort, wo Kultur wirklich entsteht.
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