Selbstwirksamkeit - Gute Führung beginnt bei Dir

Veröffentlicht am 18. Oktober 2025 um 08:41

Warum Führung zuerst innen wirkt

Selbstwirksamkeit ist ein Thema, das mich nicht nur fachlich, sondern auch persönlich begleitet.
In den letzten Monaten – insbesondere während meines eigenen beruflichen Übergangs – habe ich gespürt, wie herausfordernd es sein kann, die eigene Handlungsfähigkeit zu bewahren, wenn vieles im Außen in Bewegung ist.
Gerade in solchen Phasen wird spürbar, wie eng Selbstführung und Selbstwirksamkeit miteinander verbunden sind.
Diese Erfahrung hat meine Überzeugung noch einmal vertieft: Gute Führung beginnt innen – und wächst aus der Fähigkeit, sich selbst zu führen.

In vielen Gesprächen mit anderen Führungskräften höre ich derzeit immer wieder ähnliches. Es fallen Sätze wie:
„Ich habe das Gefühl, nur noch zu reagieren.“
Oder: „Egal, was ich tue – es reicht nie.“

Das ist kein Ausdruck persönlichen Versagens, sondern vielmehr ein Spiegel unserer Zeit.
In komplexen Systemen, die von Veränderung, Geschwindigkeit und Unsicherheit geprägt sind, erleben selbst gestandene Führungspersönlichkeiten immer wieder Phasen von Kontrollverlust.

Und genau in diesen Momenten entscheidet sich etwas Zentrales: Bleibe ich handlungsfähig – oder verliere ich das Vertrauen in meine eigene Wirksamkeit?

Was Selbstwirksamkeit bedeutet – und warum sie so entscheidend ist

Der Begriff Selbstwirksamkeit stammt von Albert Bandura, einem der einflussreichsten Forscher im Bereich der Lern- und Motivationstheorie. Er beschreibt Selbstwirksamkeit als die Überzeugung einer Person, auch herausfordernde Situationen aus eigener Kraft erfolgreich bewältigen zu können.

Damit unterscheidet sich Selbstwirksamkeit klar von Selbstvertrauen oder Optimismus:
Es geht nicht darum, an sich zu glauben oder alle Herausforderungen mit der sprichwörtlichen "rosaroten Brille" anzusehen, sondern darum, auf das eigene Handeln zu vertrauen. Diese Überzeugung beeinflusst, wie wir Entscheidungen treffen, Risiken eingehen, Feedback annehmen oder Rückschläge verarbeiten.

Studien zeigen, dass Menschen mit hoher Selbstwirksamkeit eher bereit sind, Neues auszuprobieren, Verantwortung zu übernehmen und auch in Krisen lösungsorientiert zu bleiben (z. B. Bandura, 1997).

Der neurowissenschaftliche Blick: Selbstwirksamkeit ist verkörperte Erfahrung

Aus Sicht der Neurowissenschaften ist Selbstwirksamkeit kein rein kognitiver Zustand. Sie entsteht im Zusammenspiel von Gehirn, Körper und Emotion.

Wenn wir uns als wirksam erleben, ist unser präfrontaler Cortex aktiv – der Teil des Gehirns, der Planung, Regulation und Perspektivwechsel ermöglicht. Dann sendet unser Nervensystem Signale von Sicherheit: Wir fühlen uns klar, verbunden, handlungsfähig.

Wenn wir uns dagegen ohnmächtig fühlen, übernimmt das Stresssystem – der Körper schaltet in den Schutzmodus. Unser Denken verengt sich, unser Fokus liegt auf kurzfristiger Kontrolle und wir verlieren den Zugang zu kreativen Lösungen.

Aus Sicht des Embodiment ist Selbstwirksamkeit auch körperlich erlebbar. Sie zeigt sich beispielsweise in einem aufrechtem Gang, einer bewussten Atmung und in klaren Grenzen – all das signalisiert dem Nervensystem zurück: Ich bin hier. Ich bin sicher. Ich kann handeln.

Selbstwirksamkeit lässt sich also nicht nur denken – sie lässt sich erleben, trainieren und kultivieren.

Selbstführung als Voraussetzung von Führung

Führung beginnt nicht im Team oder in der Organisation – sie beginnt in uns selbst.

Wenn wir uns unserer eigenen Wirksamkeit bewusst sind, können wir auch in herausfordernden Situationen handlungsfähig bleiben. Dieses innere Erleben wirkt sich unmittelbar auf unsere Entscheidungen, unsere Präsenz und auf die Art und Weise aus, wie wir mit anderen in Beziehung treten.

Wer in seiner Selbstwirksamkeit verankert ist,

  • kann Entscheidungen treffen, ohne in Perfektionismus zu verfallen,
  • bleibt im Dialog präsent, auch wenn es unangenehm wird
  • und sendet durch Haltung, Körpersprache und die eigene Präsenz Signale von Sicherheit und Orientierung an andere.

Die Fähigkeit, sich selbst zu führen, entsteht vorrangig durch Bewusstheit, Wahrnehmung und regulierte Handlungskraft. Wir können sie trainieren, wie wir unsere Muskeln trainieren: durch kleine, wiederholte Erfahrungen von Einfluss und Präsenz.

Gerade in Zeiten von Wandel und Transformation wird deutlich: Führung wird erst dann wirklich wirksam, wenn wir uns selbst führen können – bevor wir andere führen.

Selbstwirksamkeit unterstützen – ohne sich zu überfordern

Die Basis wirksamer Führung liegt also zuerst in unserer inneren Arbeit: die eigene Selbstführung reflektieren, bewusst wahrnehmen, was gerade da ist und und in allen Schwierigkeiten die eigene Wirksamkeit sehen und fördern.
Darüber hinaus gibt es Möglichkeiten, diese innere Stärke zu unterstützen, denn gute Selbstführung heißt auch zu erkennen und sich zu erlauben, nicht alles alleine bewältigen zu müssen:

  1. Ressourcenorientierung:
    Den Blick auf vorhandene Stärken, Erfahrungen und bisherige Erfolge richten, um Orientierung und Vertrauen in die eigene Handlungskraft zu behalten.
  2. Externe Unterstützung nutzen:
    Austausch, kollegiale Beratung, Coaching oder Mentoring können helfen, Klarheit zu gewinnen, Perspektiven zu erweitern und belastende Muster aufzudecken
  3. Struktur schaffen:
    Zeit für Reflexion und Feedback einplanen, Konzentration aufs Wesentliche oder das Herunterbrechen von komplexen Aufgaben in Teilziele.... All das kann helfen, Fokus zu bewahren und Handlungsfähigkeit erfahrbar zu machen, 

Gleichzeitig gilt: Es gibt Situationen, in denen äußere Rahmenbedingungen oder systemische Faktoren die eigene Wirksamkeit blockieren – dann ist es auch mit bester Selbstführung nicht möglich, alle Herausforderungen lösen. Es schützt vor Überforderung, solche Umstände zu erkennen und anzuerkennen und fördert gleichermaßen realistische eigene Erwartungen. Denn: Selbstwirksamkeit ist unbedingt notwendig, aber nicht allmächtig.

Drei Reflexionsimpulse für den Führungsalltag

  1. Wann habe ich mich zuletzt wirklich wirksam erlebt – und was hat dazu beigetragen?
    (Welche Rahmenbedingungen, Menschen oder Haltungen waren in diesem Moment spürbar?)
  2. Wie reagiert mein Körper, wenn ich mich ohnmächtig fühle?
    (Kann ich wahrnehmen, was in meinem Nervensystem passiert, bevor ich reagiere und kämpfe, kontrolliere oder mich zurückziehe?)
  3. Welche kleinen Schritte stärken heute mein Vertrauen in meine Wirksamkeit?
    (Selbstwirksamkeit wächst nicht durch große Durchbrüche, sondern durch wiederholte, kleine Erfahrungen von Einfluss.)

Diese Fragen sind eine Einladung zur Selbstwahrnehmung: Denn Selbstführung ist weniger Tun als Zulassen von Bewusstheit.

Fazit

Selbstwirksamkeit ist das Fundament jeder gelingenden Führung.
Sie entsteht im Inneren – und strahlt nach außen.

Wer seine eigene Wirksamkeit spürt, führt präsenter, klarer und vertrauensvoller. Und schafft damit jene Räume, in denen auch andere wachsen können.

Und vor allem ist Selbstwirksamkeit kein Zielzustand, sondern ein fortlaufender Prozess in dem ich mich immer wieder neu erinnern darf:

"Ich kann handeln. Ich darf gestalten. Ich wirke."

Wie gelingt es dir, dein Gefühl von Wirksamkeit in unsicheren Zeiten zu stärken? Ich freue mich auf deine Gedanken und Erfahrungen dazu – gern im Kommentar oder im direkten Austausch.

 

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