Wie Dankbarkeit im Leadership deine Resilienz stärkt

Veröffentlicht am 10. Oktober 2025 um 09:00

Im Führungsalltag gibt es Tage, die sich anfühlen, als würde alles gleichzeitig geschehen. Eine Mail jagt die nächste, Entscheidungen, müssen schneller getroffen werden, als sie innerlich nachreifen können. Meetings, die kein Ende nehmen. Neue Tools, Prozesse, Erwartungen. Das Team, das Orientierung sucht, und du selbst mittendrin, im Versuch handlungsfähig zu bleiben.

In diesem Dauerzustand aus Komplexität, Entscheidungsdruck und emotionaler Anspannung erstarrt unser System oft unbemerkt und wir verlieren den Zugang zu uns selbst. Wir funktionieren. Wir leisten.

In solchen Momenten schaltet unser System auf Alarm – Klarheit weicht Anspannung, und wir reagieren, statt bewusst zu führen. Gerade dann braucht es eine bewusste Rückbesinnung auf das, was Stabilität schenkt. Eine Haltung, die den Blick weitet, statt ihn enger werden zu lassen. Und Möglichkeiten, die unser Nervensystem erinnern: Du bist sicher. Du bist verbunden. Du darfst atmen. 

Dankbarkeit ist ein wichtiger Teil davon.

Warum Dankbarkeit weit mehr ist als ein „gutes Gefühl“

Dankbarkeit klingt sanft, eher banal – und doch ist sie neurobiologisch betrachtet ein hochwirksames Gegenmittel zu innerer Überlastung. Wenn wir Dankbarkeit empfinden oder ausdrücken, passiert in unserem Körper etwas sehr Konkretes. Zunächst steigt die Ausschüttung von Serotonin, einem Neurotransmitter, der für Wohlbefinden, Ausgeglichenheit und emotionale Stabilität sorgt.

Gleichzeitig beruhigt diese biochemische Reaktion die Amygdala, den Teil unseres Gehirns, der für die Verarbeitung von Bedrohung zuständig ist. Weniger Aktivität dort bedeutet: weniger Stresssignale, weniger innere Alarmzustände. Der präfrontale Cortex – der Bereich, in dem wir planen, reflektieren und empathisch abwägen – bekommt wieder Zugriff.

Dankbarkeit wirkt also wie ein inneres Reset: Sie schafft im Nervensystem die Voraussetzungen, um klar zu denken, fein zu fühlen und authentisch zu führen – gerade dann, wenn der Druck steigt.

 

Dankbarkeit als bewusste Führungsgewohnheit

In Zeiten ständiger Veränderung ist unser Gehirn darauf trainiert, Probleme schneller wahrzunehmen als Fortschritt. Dieses Muster war evolutionär sinnvoll – heute aber führt es häufig dazu, dass wir vor lauter Gefahren und Risiken das Gelingende übersehen.

Doch wer Dankbarkeit praktiziert, trainiert sein Nervensystem um.

Indem du regelmäßig wahrnimmst, was gelungen ist, wer dich unterstützt hat, welche kleinen Fortschritte sichtbar werden, aktivierst du neuronale Verbindungen, die Sicherheit und Vertrauen stärken.

Mit der Zeit entsteht daraus eine neue Führungsgewohnheit: eine Haltung, die dein Nervensystem reguliert und dein Team mitzieht. Denn Resilienz ist ansteckend – genau wie Angst. Wenn du in Dankbarkeit führst, verändert sich nicht nur deine innere Haltung, sondern auch die Stimmung um dich herum.

Dankbarkeit ist kein naives Schönreden. Sie ist eine bewusste Entscheidung:

  • den Blick auf Ressourcen statt Defizite zu richten,
  • Vertrauen statt Kontrolle zu kultivieren,
  •  und so Räume zu schaffen, in denen Menschen wachsen dürfen – auch und gerade in Unsicherheit.

Abgrenzung zu toxischer Positivität

Wie schon gesagt: Wahrhafte Dankbarkeit bedeutet nicht, die Dinge schönzureden. Sie ist kein Mantel, den wir über das Schwierige legen, damit es leichter aussieht. Sie verlangt im Gegenteil, dass wir erst einmal anerkennen, was wirklich ist – die Unsicherheit, die Überforderung, das Chaos und die darin für uns liegenden Schmerz nicht zu übergehen.  Es geht gerade nicht um ein:

„Alles ist gut – du musst nur positiv denken.“

Denn das macht eng. Es trennt uns von unserem tatsächlichen Erleben und stört die Verbindung zu uns selbst und zu anderen. Echte Dankbarkeit erkennt an und sagt:

„Ja, das ist schwer – und trotzdem gibt es etwas, das trägt.“

Und so öffnet sie den Raum dafür, dass Schwieriges und Schönes gleichzeitig existieren dürfen. Diese Bewusstheit macht uns emotionale widerstandsfähig, nicht die Verdrängung.

 

Reflexionsimpuls zum Herbst

Der Herbst ist für mich immer auch eine Einladung, kurz innezuhalten. Nicht, um Bilanz zu ziehen im Sinne von „Was habe ich erreicht?“, sondern um still zu spüren, was inmitten all der Bewegung gewachsen ist.

Vielleicht war dieses Jahr herausfordernd. Voller Entscheidungen, die dir etwas abverlangt haben. Vielleicht gab es Phasen, in denen du dich selbst kaum noch gespürt hast, weil alles gleichzeitig wichtig schien.

Und doch – irgendwo zwischen Meetings, Veränderungsprojekten und all den Themen, die dich Tag für Tag beanspruchen – ist etwas entstanden. Etwas, das dich getragen hat. Etwas, das dich innerlich weiter gemacht hat.

Was hast du in diesem Jahr gesät, das jetzt Frucht trägt?

Vielleicht ist es ein leiseres Vertrauen in dich selbst.

Ein neues Bewusstsein für das, was wirklich zählt.

Oder die Fähigkeit, auch in Unsicherheit ruhig zu bleiben.

Nimm dir einen Moment, um das zu würdigen. Nicht, weil alles perfekt war – sondern weil du geblieben bist. Weil du geführt hast. Dich selbst und andere. In all der Veränderung die dich und dein Team umgibt. Und weil du dabei gewachsen bist.

Und vielleicht magst du in den nächsten Tagen außerdem beobachten, wie und wo Dankbarkeit dir im Alltag hilft, ruhig, offen und mit Vertrauen all den Herausforderungen zu begegnen, die sich täglich stellen.

 

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